Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Bei Stress ab ins Thermalbad
Studien kurz und knapp

Bei Stress ab ins Thermalbad!

Von Daniela Hacke

Stress Kneipp

Das Studienergebnis stützt sich jedoch im Wesentlichen auf subjektive Daten.

Um der Stress-Spirale zu entkommen, bietet sich ein umfassendes Repertoire an Entspannungsmaßnahmen an: Hypnose, progressive Muskelentspannung, Entspannungsmusik, Meditation und andere Verfahren sollen zum Stressabbau beitragen. Auch physikalische Maßnahmen können entspannungsfördernd wirken. Während der wehenintensiven Geburtsphase hat sich beispielsweise Baden im warmen Wasser zum Abbau von Ängsten, zur Entspannung und zur Schmerzreduktion bewährt. Bisher untersuchte aber noch keine Studie die Auswirkungen eines Thermalbades auf seine potenziellen stressreduzierenden Effekte.

Ein österreichisches Wissenschaftlerteam griff nun diesen Ansatz auf und untersuchte, ob die Effekte eines einmaligen, ruhenden Aufenthalts im warmen Wasser vergleichbar mit progressiver Muskelentspannung oder aber einer reinen Ruhephase sind.
Sowohl die Cortisolwerte im Speichel als auch der subjektiv wahrgenommene Entspannungsgrad der Probanden wurden gemessen. Die insgesamt 49 Patienten wurden per Zufallsprinzip auf die drei Gruppen aufgeteilt. Vor und nach der jeweiligen Intervention (Dauer: je 25 Minuten) wurden Speichelproben entnommen und per Fragebogen das subjektive Entspannungsempfinden erhoben.

Zwar war nach den Interventionen in allen drei Gruppen ein signifikant reduzierter Cortisolgehalt im Speichel der Probanden festzustellen, jedoch gab es diesbezüglich keine Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Die Teilnehmer in der Thermalbad-Gruppe gaben jedoch an, deutlich entspannter zu sein als die Probanden der anderen Gruppen.

Einschätzung

Unter dem Strich führten alle drei Maßnahmen (Thermalbad, progressive Muskelentspannung, Ruhe im Liegen) zu einer Stressreduktion. Die Wissenschaftler gaben sich jedoch überrascht über die in allen Gruppen gleichermaßen reduzierte Cortisolkonzentration im Speichel der Probanden, erwarteten sie doch für die Interventionen Thermalbad und progressive Muskelentspannung eine deutlichere Tendenz.

Bei letzterer wäre die Anwesenheit eines Anleiters von Vorteil gewesen – erfahrungsgemäß ist der Entspannungseffekt der progressiven Muskelentspannung dann größer. Hier wurden die Übungen jedoch nur per Video vermittelt. Die subjektiv als höher wahrgenommene Entspannung in der Thermalbadgruppe mag auf die angenehme Empfindung des warmen Wassers zurückzuführen sein.

Letztendlich ist das Ergebnis aber nur schwierig auf die Realität zu übertragen – die geeignete Methode zum Entspannen sollte jeder für sich selbst finden. Das kann dann auch z.B. eine Achtsamkeitsmeditation im Thermalbad sein.

Literatur

Matzer F, Nagele E, Bahadori B, Dam K, Fazekas C. Stress-relieving effects of short-term balneotherapy – a randomized controlled pilot study in healthy adults. Forsch Komplementärmed 2014; 21: 105-110. Abstract