Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Aktiv der Demenz vorbeugen: Lebensstil und Ernährung
Optimierungsstrategien bei Demenz

Aktiv der Demenz vorbeugen: Lebensstil und Ernährung

Von Dr. Beate Stock-Schröer

Demenz

Forschungsplattform Demenz: Präventions-, Therapie- und Versorgungsstrategien. Immer am ersten Donnerstag im Monat berichten wir über Ergebnisse aus unserem Projekt.

Neben der Bewegung gibt es weitere Faktoren, die man in seinem Leben aktiv beeinflussen kann, um einer Demenz vorzubeugen – zum Beispiel spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle in der Demenzprävention.

Mehrere systematische Reviews haben verschiedene Ernährungsgewohnheiten, Nahrungsergänzungsmittel und Schwermetalle (Umweltgifte) auf ihre Bedeutung für die Demenz genauer untersucht (1, 2).

Demenz

Demenz

Naturheilverfahren und Ordnungstherapie – Vorbeugung, Linderung von Symptomen und Steigerung der Lebensqualität

Annette Kerckhoff · Johannes Wilkens

ISBN: 978-3-945150-95-5
Erscheinungsjahr: 2018, 2. Aufl.

6,90 EUR

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Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Adipositas (mit einem BMI von >30) im mittleren Alter das Risiko für Demenzen um 91% erhöht. Bemerkenswert dabei ist, dass auch schon "normales" Übergewicht (mit einem BMI >25) eine Erhöhung von mehr als 34% ausmacht. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und wird heute schon oft als Typ 3-Diabetes bezeichnet. Denn weniger das Fett führt zu einer "Fettleibigkeit", sondern eher ein zu viel an Kohlenhydraten, die die Insulinproduktion ankurbeln.

Darüber hinaus gibt es einige Studien, die untersucht haben, welche Nahrungsergänzungsmittel präventiv einen Nutzen haben. Hier ist die aktuelle Studienlage aber bei weitem noch nicht ausreichend und die Ergebnisse zum Teil widersprüchlich. Zumindest in Tiermodellen und in größeren Kohortenstudien scheint es hier eindeutige Assoziationen zu geben.
Eisen, Kupfer und Zink sind wichtige Spurenelemente, die der menschliche Körper u.a. für die Bildung von Enzymen und Hormonen benötigt, die also für den Stoffwechsel unbedingt erforderlich sind. Die Rolle, die Zink bei der Entstehung der Demenz spielt, ist bislang noch nicht ausreichend untersucht. Da der Zinkgehalt im Blutserum im Alter erniedrigt ist, könnte eine Substitution durchaus sinnvoll sein.
Eisen und Kupfer spielen zusammen mit gesättigten Fettsäuren nachgewiesenermaßen eine große Rolle bei der Entstehung von Demenzen. Beide Spurenelemente kommen gemeinsam mit den gesättigten Fettsäuren in hohem Maße in Fleisch und Wurst vor. Daher wird empfohlen, möglichst ungesättigte Fette und pflanzliche Öle in die Nahrung zu integrieren und den Fleisch- und Wurstkonsum zu reduzieren.

Einen deutlichen Zusammenhang sehen Wissenschaftler auch zwischen dem kognitiven Abbau und dem Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Idealerweise sollten die von außen zugeführten ungesättigten bzw. gesättigten Fettsäuren im Verhältnis 1:1 vorliegen. Heute ist das Verhältnis aufgrund des hohen Verzehrs von tierischen Produkten eher 1:15 oder sogar 1:20. Das gesundheitliche Problem besteht darin, dass im Gegensatz zu Omega-3- die Omega-6-Fettsäuren u.a. entzündungsfördernde Stoffwechselvorgänge bewirken.

In jeder Präventionsstrategie sollte für eine ausreichende Zufuhr von Antioxidantien gesorgt werden, die sich hauptsächlich in verschiedenen Gemüsesorten (Broccoli, Kohl, Tomaten, Salat etc.) finden und natürlich auch in Früchten, die in den meisten Fällen aber gleichzeitig leider einen hohen Zuckergehalt aufweisen. Welche Antioxidantien gerade bei der Vermeidung von Demenz als Prävention empfehlenswert sind, muss noch näher untersucht werden. Recht gute Daten liegen mittlerweile für das Vitamin D vor, das gerade im Alter in jedem Fall substituiert werden sollte. Studien zeigten z.B., dass ein niedriger Vitamin D-Spiegel im Alter mit einem 50% erhöhten Alzheimerrisiko einhergeht. Zudem scheint es angeraten, Folsäure und einen Vitamin B-Komplex zuzuführen, um den Gehalt an neurotoxischem Homocystein im Körper herunter zu regulieren.

Die Schwermetalle Quecksilber und Blei zählen ebenfalls zu den Nervengiften, haben also Auswirkungen auf die kognitiven Leistungen bei der Entstehung einer Demenz. Die Hauptquelle des giftigen Bleis sitzt immer noch in den bleihaltigen Wasserleitungen, wie bei ca. 5% aller deutschen Haushalte. Quecksilber findet sich nach wie vor in den alten Amalgamfüllungen von behandelten Zähnen. Das Problem des Quecksilbers ist vor allem die Tatsache, dass es dem Körper Selen entzieht. Selen ist aber ein wichtiger Bestandteil vieler Enzyme, u.a. solcher die der Körper benötigt, um gewisse Stoffwechselvorgänge, z.B. das Redox-Gleichgewicht im Gehirn aufrecht zu erhalten. Das heißt, nach bisherigen Erkenntnissen ist die Gabe von Selen als präventive Maßnahme durchaus vielversprechend, bei einer manifestierten Demenz scheint Selen allerdings nicht mehr viel ausrichten zu können.

Die Entwicklung einer Demenz ist von vielen Risikofaktoren abhängig, die wir zum Teil durch unseren Lebensstil aktiv beeinflussen können. Wer sein Risiko an einer Demenz zu erkranken reduzieren möchte, sollte die Maßnahmen ergreifen, die auch eine entscheidende Rolle in der Vorbeugung vieler anderer Zivilisationskrankheiten wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck und Schlaganfall spielen. Dazu gehören u.a. eine mediterrane Vollwertkost, die Reduktion rasch verfügbarer Kohlenhydrate und Einfachzucker, wenig tierische Eiweiße bzw. Fleisch, Alkohol nur in Maßen sowie nicht mehr zu rauchen.

Im Expertenband finden Sie zudem weitere wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu Lebensstilmodifikationen, mit denen Sie einer Demenz vorbeugen können. Grundsätzlich ist es immer eine Herausforderung, den eigenen Lebensstil zu verändern, denn es bedeutet, sich von alten, liebgewonnenen Gewohnheiten oder Bequemlichkeiten trennen zu müssen. Aber es lohnt sich!

Literatur

1. Gräßel E., Pendergrass A. (Hrsg.): Forschungsplattform Demenz. Ergebnisse eines Expertentreffens zu Präventions-, Therapie- und Versorgungsstrategien. Essen: KVC Verlag, 2017 Shop

2. Loef, M: Moderner Lebensstil und Demenzrisiko. Empirische Untersuchungen. Essen: KVC Verlag, 2013 Shop

Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung fördert mit 300.000 Euro das Projekt "Optimierungsstrategien bei Demenz" (OptiDem). Projektleiter Professor Dr. Elmar Gräßel, Versorgungsforscher am Uni-Klinikum Erlangen der FAU, arbeitet dabei mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland zusammen.

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