Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Homöopathie bei Mittelohrentzündung.
Studien kurz und knapp

Homöopathie bei Mittelohrentzündung

Von Michèl Gehrke

Homöopathie Mittelohrentzündung

Wie schlägt sich eine homöopathische Behandlung von Mittelohrentzündungen im Vergleich zur konventionellen Therapie mit Antibiotika? so fragt Sigrid Kruse in ihrer Doktorarbeit.

Zur Sache

Das Ohr lässt sich anatomisch in das äußere Ohr (bis zum Trommelfell), das Mittelohr und das Innenohr untergliedern. Das Innenohr ist mit dem Nasen-Rachen-Raum über die sogenannte Ohrtrompete oder Eustachische Röhre (Tuba eustachii) verbunden und wird durch eben diesen Zugang belüftet. Schwillt die Schleimhaut, die die Eustachische Röhre auskleidet, an – beispielsweise bei einem Schnupfen – so kommt es zum Verschluss der Ohrtrompete. Dies begünstigt eine Keimbesiedelung im Innen- und Mittelohr.

Mittelohrentzündung

Mittelohrentzündung

Homöopathie als alternative Behandlung und Ratschläge zur Vorbeugung und unterstützenden Selbsthilfe

Annette Kerckhoff · Sigrid Kruse

ISBN: 978-3-945150-62-7
Erscheinungsjahr: 2016, 2. Aufl.

6,90 EUR

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Die akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) ist eine der häufigsten Infektionserkrankungen im Kindesalter. Sie tritt gehäuft von Dezember bis März auf. 75-95% aller Kinder erkranken wenigstens einmal an einer akuten Mittelohrentzündung, 30% sogar dreimal und häufiger. Besonders betroffen sind Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren. Bei einer Mittelohrentzündung ist die Schleimhaut, die das Mittelohr auskleidet und innen das Trommelfell überzieht, entzündet. Das Krankheitsbild einer akuten Mittelohrentzündung ist gekennzeichnet durch Fieber, Ohrenschmerzen, Hörverminderung und herabgesetztes Allgemeinbefinden. Die Diagnose erhärtet sich, wenn der Kinderarzt im Ohr die typischen Veränderungen des Trommelfells feststellt: Es ist gerötet und vorgewölbt, u.U. auch durchlöchert.

Konventionelle Behandlung

Üblicherweise werden Mittelohrentzündungen bei Kindern aufgrund der drohenden Komplikationen mit einem oder mehreren der folgenden Arzneimitteln behandelt: > abschwellende Nasentropfen > Antibiotika zur Vorbeugung einer „Superinfektion“ > ggf. fiebersenkende Mittel > Schmerzmittel zur Minderung der Ohrenschmerzen > ggf. schleimverflüssigende Mittel 

Probleme der konventionellen Therapie

Die abschwellenden Nasentropfen können Wirkungen auf den gesamten Organismus entfalten, wie z.B. Blutdruckanstieg und schnelleren Herzschlag. Bei Überdosierung können sie beim Säugling sogar zu einer Atemlähmung führen. Bei längerer Anwendung (> 2-3 Wochen) kann die Nasenschleimhaut geschädigt werden.

Die Antibiotika können Allergien bis hin zu schockartigen Reaktionen (Anaphylaxie) hervorrufen, es kann zu Hautausschlägen und Verdauungsbeschwerden kommen, bei manchen Wirkstoffen auch zu Bluterkrankungen. Allgemein zählen Durchfälle zu den häufigsten Nebenwirkungen einer antibiotischen Therapie. Zudem treten nach der Einnahme von Antibiotika gehäuft Pilzinfektionen auf. Ein weiteres Problem ist das Entstehen resistenter Keime bei häufigem Einsatz von Antibiotika. 

Die homöopathische Behandlung

Die Wahl des homöopathischen Arzneimittels richtet sich nicht nach der klinischen Diagnose – in diesem Fall die Otitis media –, sondern nach den im Vordergrund stehenden Krankheitszeichen. Als Grundregel der Homöopathie ist die Ähnlichkeitsregel zu verstehen. Demnach werden die Krankheitszeichen mit den so genannten Arzneimittelbildern verglichen. Dabei handelt es sich um all die Merkmale, Krankheitszeichen und Besonderheiten, die bei einem Gesunden auftreten, wenn er das jeweilige Arzneimittel einnimmt. Viele Arzneimittel verzeichnen in ihrem homöopathischen Mittelbild Beschwerden an den Ohren. Sie kommen für eine Behandlung von Ohrerkrankungen in die engere Wahl, etwa: > Apis Mellifica (Honigbiene) > Aconitum Napellus (Eisenhut) > Belladonna (Tollkirsche) > Chamomilla (echte Kamille) > Pulsatilla Pratensis (Wiesenküchenschelle) 

Zentrale Fragestellung

Gibt es zur Behandlung der akuten Mittelohrentzündung eine Alternative zu den Antibiotika? – Diese Frage stellen sich nicht nur unzählige Mütter. Ihr ging auch die Münchner Kinderärztin Sigrid Kruse in ihrer Doktorarbeit nach (Sigrid Kruse: Otitis Media bei Kindern. Homöopathische Therapie versus konventionelle Therapie, Stuttgart: Hippokrates 1998). 

Ergebnisse

Es wurde festgestellt, dass die Kinder mit einer akuten Otitis media in der homöopathisch behandelten Gruppe A ähnlich schnell und zuverlässig gesund wurden wie die in der konventionell behandelten Gruppe B. Schwere Komplikationen traten in keinem Fall auf. Anhaltende Tubenbelüftungsstörungen (durch die Eustachische Röhre) wurden in beiden Gruppen ähnlich häufig festgestellt.

Die Therapie war in der homöopathisch behandelten Gruppe A deutlich kürzer als in der konventionell behandelten Gruppe B. Bei der Rückfallhäufigkeit innerhalb eines Jahres konnte kein auffälliger Unterschied zwischen beiden Gruppen gefunden werden, allerdings traten tendenziell weniger Rückfälle (Rezidive) in der homöopathisch behandelten Gruppe A auf.

Einschätzung

Verglichen wurde der Verlauf einer akuten Otitis bei Kindern, die entweder mit Antibiotika oder homöopathisch behandelt wurden. Das homöopathische Mittel wurde je nach vorherrschender Symptomatik ausgewählt.

Insbesondere wurde geprüft, welchen Einfluss die unterschiedliche Behandlung hatte auf:
> die Dauer der Ohrenschmerzen,
> die Dauer der Therapie,
> die Rückfallhäufigkeit innerhalb eines Jahres.

Der Krankheitsverlauf wurde zu folgenden Zeitpunkten untersucht:
> 2-4 Tage nach Erstkonsultation
> 7 Tagen später
> 14 Tagen später
> 2 Monate später
> 1 Jahr später

Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 131 Kindern. 103 Kinder wurden homöopathisch, 28 Kinder mit Antibiotika behandelt.

Michèl Gehrke

Michèl Gehrke

M.A. Pressesprecher der Karl und Veronica Carstens-Stiftung

Telefon: 0201 56 305 61

E-Mail: m.gehrke@carstens-stiftung.de

Foto Professor Andreas Michalsen | © Anja Lehmann
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