Komplementäre und
Integrative Medizin
Zum Hauptinhalt springen Zum Seiten-Footer springen
Carstens-Stiftung: Osteoporose: Rotklee plus Probiotika verzögert den Knochenabbau durch Östrogenmangel
Studien kurz und knapp

Osteoporose: Rotklee plus Probiotika verzögert den Knochenabbau

Von Daniela Hacke M.A.

Osteoporose Phytotherapie

Postmenopausaler Knochenschwund durch Östrogenmangel kann durch ein fermentiertes Kombinationspräparat verlangsamt werden. Eine Alternative zur Hormonersatztherapie?

Etwa jede dritte Frau erkrankt nach der Menopause an Osteoporose. Durch zunehmende Instabilität des Bewegungsapparats als Folge der sich verringernden Knochendichte ist das Frakturrisiko, z.B. durch Stürze, erhöht. Eine der häufigsten Ursachen der schwindenden Knochenmasse besteht in dem wechseljahresbedingten Östrogenmangel, dem im Rahmen einer Standardbehandlung durch eine Hormonersatztherapie entgegengewirkt wird. Ein dauerhafter Einsatz von Hormonersatzpräparaten kann jedoch das Risiko erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken oder einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Eine Alternative zur Regulierung des defizitären Hormonhaushalts stellen Isoflavone dar, sekundäre Pflanzenstoffe, bspw. enthalten in der Sojabohne (Glycine max) und dem Rotklee (Trifolium pratense), wie eine Meta-Analyse dänischer Wissenschaftler aufzeigt. [1] Zur Validierung ihrer Vermutung, dass Isoflavone in Form von Aglyka eine verbesserte Bioverfügbarkeit und somit ein möglicherweise höheres Potenzial bzgl. der Verringerung des hormonell bedingten Knochenabbaus aufweisen, initiierten die Wissenschaftler eine Studie. Diese untersuchte die Effekte der Langzeiteinnahme eines Rotklee-Extraktes mit einem hohen Gehalt an Isoflavon-Aglyka in Kombination mit einem Probiotikum auf den Knochenstatus und den Östrogenmetabolismus von postmenopausalen Frauen mit Osteopenie, einer Vorstufe der Osteoporose. [2]

Osteoporose

Osteoporose

Vorbeugende Maßnahmen und ein integratives Therapiekonzept im Krankheitsfall

Michael Elies · Annette Kerckhoff · Eckard Krüger

ISBN: 978-3-945150-94-8
Erscheinungsjahr: 2019, 2. Aufl.

6,90 EUR

Zum Shop »
Insgesamt 85 postmenopausale Frauen im Alter von 60 bis 85 Jahren mit einer diagnostizierten Osteopenie wurden zufällig zwei Gruppen zugeteilt. Die Teilnehmerinnen in der Verumgruppe erhielten zwei Mal täglich zu den Mahlzeiten ein Flüssigpräparat mit Rotklee-Extrakt, entsprechend einer Tagesdosis von 60 mg Isoflavonen. Zwecks besserer Bioverfügbarkeit war das Rotklee-Präparat mit probiotischen Milchsäurebakterien versetzt. In der Kontrollgruppe wurde die gleiche Dosis eines Placebopräparats verabreicht, das dem Verumpräparat in Geschmack und Aussehen ähnelte. In beiden Gruppen wurde ebenfalls zwei Mal pro Tag zusätzlich ein Supplement eingenommen, welches Calcium (1040 mg), Magnesium (487 mg) und Vitamin D (25 μg) enthielt. Zu Studienbeginn, nach sechs sowie nach zwölf Monaten wurden Knochendichtemessungen vorgenommen. Außerdem überprüften die Wissenschaftler im Rahmen der sekundären Endpunkte relevante Marker bzgl. des Knochenumsatzes sowie Veränderungen hinsichtlich des Östrogenstoffwechsels, der Isoflavon-Konzentration im Blutplasma, der Equol-Bildung, der Blutfettwerte und des Blutdrucks. Ergänzend gaben die Studienteilnehmerinnen per Fragebögen Auskunft über ihre täglichen Ernährungsgewohnheiten, sportlichen Aktivitäten und das Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen.

In Kombination mit Calcium, Magnesium und Vitamin D zeigte der Rotklee-Extrakt nach 12 Monaten im Vergleich mit dem Placebo plus Supplement signifikant bessere Effekte hinsichtlich der Verzögerung der Knochendichteverringerung in spezifischen Bereichen des Bewegungsapparats. Insbesondere die Knochendichte in den Bereichen des Oberschenkelhalses, des Lendenwirbelabschnitts L1 bis L4 und des Trochanter major und Trochanter minor (knöcherne Ausbuchtungen am Oberschenkelknochen) wies geringere Veränderungen als in der Kontrollgruppe auf. Die Einnahme des Rotklee-Extrakts bewirkte im Vergleich mit Placebo einen bis zu vierfach verminderten Abbau der Knochendichte in diesen Bereichen. Auch auf der Ebene der für den Knochenumsatz relevanten Biomarker, der Isoflavon-Konzentration im Blutplasma und der Equol-Bildung zeigte die Einnahme des Rotklee-Extrakts langfristig bessere Resultate als das Placebo-Präparat. Dahingegen waren keine Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Blutfettwerte sowie des Blutdrucks feststellbar. Lebensstilrelevante Parameter wie Ernährungsgewohnheiten und sportliche Aktivitäten waren in beiden Gruppen vergleichbar und beeinflussten das Ergebnis nicht. Nur eine Teilnehmerin in der Verum- und zwei Frauen in der Placebogruppe berichteten von unerwünschten Wirkungen in Form von gastrointestinalen Problemen.

Einschätzung

Angesichts der potenziellen Risiken einer Langzeit-Hormonersatztherapie stellt der in der vorliegenden Studie verwendete Rotklee-Extrakt mit einem hohen Gehalt an natürlichen Isoflavon-Aglyka eine auf Dauer gut verträgliche, alternative Maßnahme zur Verminderung des Knochenabbaus bei postmenopausaler Osteopenie bzw. beginnender Osteoporose dar. Unterstützt wird die Bioverfügbarkeit des verwendeten Präparats durch die Kombination mit probiotischen Milchsäurebakterien, die das Darmmikrobiom positiv dahingehend beeinflussen, dass die Inhaltsstoffe besser verwertet werden und die Equol-Bildung begünstigt wird. Equol wird nach der Aufnahme von Daidzein-reichen Lebensmitteln wie in diesem Fall Rotklee gebildet, bindet jedoch stärker an die Östrogenrezeptoren als der Ausgangsstoff und führt zu einer verbesserten Bioaktivität. Zudem scheint die Einnahme des Rotklee-Extrakts die Wirkung der Standardsupplemente (Calcium, Magnesium, Vitamin D) erhöht zu haben. Rückschlüsse der Wissenschaftler hinsichtlich einer potenziellen Senkung des Krebsrisikos durch den Rotklee-Extrakt bleiben hier jedoch noch zu vage und bedürfen einer eingehenden Überprüfung in zukünftigen Studien.

Achtung:
Brustkrebspatientinnen ist von der Einnahme von pflanzlichen Östrogenen abzuraten. Die Isoflavone Genistein und Daidzein fördern in vitro und in Tierversuchen das Tumorwachstum und beeinträchtigen die Wirksamkeit des Antiöstrogens Tamoxifen (NOLVADEX u.a.).

Literatur

1) Lambert MNT, Hu L-M, Jeppesen PB. A systematic review and meta-analysis of the effects of isoflavone formulations against estrogen-deficient bone resorption in peri- and postmenopausal women. Am J Clin Nutr 2017; 106: 801-811 Abstract

2) Lambert MNT, et al. Combined bioavailable isoflavones and probiotics improve bone status an destrogen metabolism in postmenopausal osteopenic women: a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr 2017; 106:909-920 Abstract