Komplementäre und
Integrative Medizin
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Hydrotherapie ist bei Multipler Sklerose zu empfehlen
Studien kurz und knapp

Hydrotherapie ist bei Multipler Sklerose zu empfehlen

Von Rainer Lüdtke

Multiple Sklerose

Entspannung im Wasser ist besser als Entspannung an Land. So könnte das knappe Fazit einer vergleichenden Therapiestudie lauten, die spanische Forscher an 73 Patienten mit multipler Sklerose durchgeführt haben.

Entspannung im Wasser ist besser als Entspannung an Land. So könnte das knappe Fazit einer vergleichenden Therapiestudie lauten, die spanische Forscher an 73 Patienten mit multipler Sklerose durchgeführt haben.

Eine Hälfte der Patienten erhielt über 20 Wochen zweimal wöchentlich Ai-Chi Einheiten, eine Entspannungs- und Bewegungsmethode in warmem Wasser (36°C), in der von einem Therapeuten die Muskeln gedehnt und die Gelenke mobilisiert werden, während die Patienten bei Musik entspannen.

Die zweite Hälfte der Patienten bekam vom gleichen Therapeuten die gleichen Bewegungsübungen, aber auf einer Turnmatte und ohne Musikberieselung.

Nach den 20 Therapiewochen waren die Schmerzen in der Trockenübungsgruppe um 23%, in der Wasserübungsgruppe aber um 50% zurückgegangen. Auch in Fragen der Mobilität, Lebensqualität, Depressivität oder Müdigkeit war die Wasserübungsgruppe deutlich überlegen.

Einschätzung

So ganz trauen darf man diesen Zahlen allerdings nicht. So wird berichtet, dass sich die Patienten in der Wasserübungsgruppe hinsichtlich ihrer Behinderung um 100% gebessert hätten. Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt, dass die entsprechenden Werte von durchschnittlich 7 auf 2 Punkte zurückgingen, was zwar einer deutlichen und relevanten Verbesserung entspricht, aber sicherlich nicht einer 100%igen Heilung aller Beschwerden.

Unklar ist zudem, ob die gesundheitsfördernden Effekte der Ai-Chi Wasserübungen wirklich einer großen Gruppe von MS-Patienten zugutekommen können. Weit mehr als die Hälfte aller Patienten, die ursprünglich für die Studie vorgesehen waren, konnten oder wollten nicht teilnehmen: Sie litten zu Studienbeginn unter (für die Studie) zu geringen Schmerzen, waren nicht endgültig auf ein Medikament eingestellt oder weigerten sich einfach, am Experiment teilzunehmen.

Schließlich ist zu fragen, ob das Studiendesign die Ergebnisse nicht möglicherweise etwas verfälscht hat. In dieser Studie waren weder die Therapeuten noch die Patienten verblindet, sondern wussten welche Therapie sie verabreichten bzw. erhielten. Insofern wäre es hilfreich gewesen zu erfahren, wie die Patienten über die Studie aufgeklärt wurden (gab es z.B. offene oder versteckte Hinweise, dass man sich von den Wasserübungen deutlich mehr erwartete?) und wie die Therapeuten beiden Therapien gegenüber eingestellt waren (Sahen sie z.B. die Kontrolltherapie überhaupt als vollwertige Therapie an?).

Literatur

1) Castro-Sánchez AM, Matarán-Peñarrocha GA, Lara-Palomo I, Saavedra-Hernández M, Arroyo-Morales M, Moreno-Lorenzo C. Hydrotherapy for the treatment of pain in people with multiple sclerosis: a randomized controlled trial. Evid Based Complement Alternat Med. 2012;2012:473963. Abstract

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