Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Erd-Burzeldorn – eine Therapieoption für Frauen in den Wechseljahren
Studien kurz und knapp

Erd-Burzeldorn – eine Therapieoption für Frauen in den Wechseljahren

Von Daniela Hacke M.A.

Frauenheilkunde Phytotherapie

In einer Studie erwies sich ein pflanzliches Präparat als nebenwirkungsarme und wirksame Alternative zur Hormonersatztherapie in der Linderung menopausaler Symptome.

In den Wechseljahren leiden viele Frauen bedingt durch Veränderungen innerhalb ihres hormonellen Haushalts an Symptomen wie Hitzewallungen, nächtlichen Schwitzattacken, Schlaflosigkeit, depressiven Verstimmungen, Lustlosigkeit, sexuellen Dysfunktionen und anderen Beschwerden. Die als Standardbehandlung eingesetzte Hormonersatztherapie gilt jedoch spätestens seit einer groß angelegten Untersuchung (Women’s Health Initiative and Million Women Study) als risikobehaftet, da sie unter anderem schwere Erkrankungen wie Brust- und Eierstockkrebs, Schlaganfall und Thrombosen begünstigen kann.

Aus diesem Grund entscheiden sich zunehmend mehr Frauen mit Wechseljahresbeschwerden für pflanzliche Substanzen mit östrogenähnlicher Wirkung (sog. Phytoöstrogene). Zu den bekanntesten pflanzlichen Östrogenquellen gehören die Traubensilberkerze, Rotklee, aber auch Leinsamen und Soja. In der westlichen Medizin weniger bekannt ist eine vorrangig in Asien, Afrika, Südeuropa und im nördlichen Australien beheimatete Pflanzenart namens Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris), auch Erdsternchen genannt. Dessen stachelige Kapselfrüchte finden wegen ihres hohen Gehalts an Tanninen, ätherischen Ölen, Linolsäuren, Glykosiden und Saponinen therapeutische Verwendung in traditionellen Medizinsystemen wie z.B. der Unani-Medizin. Zu den volksmedizinischen Einsatzgebieten gehören verschiedene körperliche und psychische Beschwerden, insbesondere solche, die in Verbindung mit der Menstruation sowie dem Urogenitaltrakt stehen.

Wechseljahresbeschwerden

Wechseljahresbeschwerden

Sanfte Anwendungen zur Begleitung des Übergangs

Ingrid Gerhard · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-945150-91-7
Erscheinungsjahr: 2019

6,90 EUR

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Wegen ihres Gehalts an steroidalen Saponinen, die sich günstig auf die Regulierung des Hormonhaushalts während der Wechseljahre auswirken können, führten indische Wissenschaftler eine Studie durch, in der sie den Einfluss eines Erd-Burzeldorn-Präparats auf das Auftreten und die Intensität menopausaler Symptome untersuchten. [1] Im Rahmen der Studie wurden 60 Frauen in den Wechseljahren, die seit mindestens drei Monaten unter menopausalen Symptomen leiden, nach dem Zufallsverfahren entweder der Verum- oder der Placebo-Gruppe zugeteilt. Die Patientinnen in der Verum-Gruppe erhielten zwei Mal täglich vier Kapseln à 75 Gramm einer gemäß der Unani-Medizin hergestellten Erd-Burzeldorn-Zubereitung oder aber die gleiche Menge eines dem Verum-Präparat in Aussehen und Geruch ähnelnden Placebomedikaments. Die therapeutische Phase betrug acht Wochen, worauf nach einem Monat ohne Therapie ein Nachbeobachtungstermin folgte. Als Fragebogen für die Erhebung menopausaler Symptome nutzten die Wissenschaftler den "Menopause Rating Scale (MRS) Questionnaire". Während der Behandlungsphase erfolgte alle zwei Wochen eine Überprüfung der Entwicklung der menopausalen Beschwerden und ob die Patientinnen die Studienmedikation den Dosierungsvorgaben gemäß eingenommen hatten. Außerdem wurde das Auftreten potenzieller Nebenwirkungen unter Berücksichtigung biochemischer Parameter und subjektiver Aussagen der Patientinnen überprüft.

Nach Abschluss der Therapiephase zeigte sich die Erd-Burzeldorn-Zubereitung dem Placebo-Medikament als statistisch signifikant überlegen: Mit dem pflanzlichen Präparat konnte eine Reduktion der mittels MRS-Fragebogen erhobenen menopausalen Symptome um rund 65,5 Prozent erreicht werden. In der Placebo-Gruppe betrug dieser Rückgang nur 41,5 Prozent. In der Bewertung der elf mittels Fragebogen erhobenen individuellen Symptome zeigte sich, dass die Verbesserung in der Erd-Burzeldorn-Gruppe jeweils mehr als 60 Prozent betrug, während in der Placebo-Gruppe weniger als 47 Prozent für jedes der dokumentierten Symptome zu verzeichnen waren, mit Ausnahme blasenspezifischer Symptome, bei denen eine Linderung durch Placebo von 55 Prozent erzielt werden konnte.

Hinsichtlich der Subskalen-Messung einzelner Parameter des verwendeten Messverfahrens konnte durch die Einnahme der Erd-Burzeldorn-Kapseln eine im Vergleich mit der Placebo-Gruppe signifikante Abnahme somatischer, psychologischer und urogenitaler Symptome erzielt werden.

Weder die laborchemischen Untersuchungen noch die Aussagen der Patientinnen ließen auf das Auftreten von Nebenwirkungen schließen.

Einschätzung

Diese erste Studie zu einer auf der hormonellen Ebene wirksamen Pflanze, die sich bisher durch langjährige Anwendung in traditionellen Medizinsystemen bewähren konnte, zeigt erste, vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich ihres Potenzials zur Linderung menopausaler Beschwerden.

Hinsichtlich der deutlichen Reduktion auf der Symptomebene in nur acht Wochen in der vorliegenden Studie wäre die Durchführung einer weiteren Studie über einen längeren Zeitraum überlegenswert, um so Aufschluss über die Möglichkeiten und Sicherheit einer Langzeitanwendung des Erd-Burzeldorn-Präparats zu erhalten.

Ebenfalls interessant wäre ein Vergleich mit der Hormonersatztherapie. Zumindest auf der Ebene der Arzneimittelsicherheit zeichnet sich vermutlich jedoch ab, welche Medikation die nebenwirkungsärmere Variante wäre.

Hinweis:
Präparate mit Erd-Burzeldorn sind bisher nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, teils unter Nennung verschiedener Indikationsgebiete, im Internethandel erhältlich. Bei der Entscheidung für ein spezielles Präparat ist auf eine Konzentration von Saponinen von ca. 80 Prozent zu achten. Falls nach der Einnahme Beschwerden auftreten, sollte das Präparat umgehend abgesetzt und ggf. ein Arzt konsultiert werden.

Literatur

1) Fatima L, Sultana A. Efficacy of Tribulus terrestris L. (fruits) in menopausal transition symptoms: a randomized placebo controlled study. Adv Integr Med 2017. Epub ahead of print Abstract