Komplementäre und
Integrative Medizin
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Studien kurz und knapp

Die Pille für den Mann?

Von Dr. Jürgen Clausen

Männergesundheit Sexualität

Oft gehen Männer davon aus, Verhütung sei Aufgabe der Frauen. Jedoch kann die hormonelle Verhütung dramatische Nebenwirkungen haben, z.B. steigt das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien. Indische Wissenschaftler testen jetzt die empfängnisverhütende Wirkung einer Kakteenart an männlichen Ratten.

Auf der Suche nach einem Kontrazeptivum für Männer haben indische Wissenschaftler die Wirkung der weitverbreiteten Kaktee Opuntia dillenii auf männliche Ratten getestet (1).

Je 5 männliche Ratten wurden 30 Tage lang entweder mit Placebo (Gruppe 1) oder dem Pflanzenextrakt (Gruppe 2) behandelt. Eine dritte Gruppe, ebenfalls bestehend aus 5 männlichen Tieren, erhielt 30 Tage lang den Pflanzenextrakt, wurde dann aber die nächsten 30 Tage nicht behandelt und erst nach insgesamt 60 Tagen ausgewertet (Gruppe 3; "Erholungsgruppe"). Während der Studie wurden die männlichen Ratten zusammen mit weiblichen Ratten gehalten.

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Bei den Ratten aus Gruppe 2 wurden weniger befruchtete weibliche Ratten (33%) und Nachkommen (im Mittel 2 pro weiblicher Ratte) beobachtet, als bei den Tieren aus Gruppe 1 (100% Befruchtung, im Mittel 8 Nachkommen pro Ratte). Durch die 30 tägige Pause normalisierten sich die Werte in Gruppe 3 im Vergleich zu Gruppe 2 wieder (80% Befruchtung, im Mittel 6 Nachkommen pro Ratte).

Die Testosteronkonzentration war bei den Ratten aus Gruppe 2 verringert und die Spermienqualität vermindert. Hoden und Spermien zeigten bei diesen Ratten (Gruppe 2) morphologische Veränderungen im Gegensatz zu den placebobehandelten Tieren (Gruppe 1) und den Tieren aus der Erholungsgruppe (Gruppe 3).

Einschätzung

Zwar sind viele Ergebnisse in dieser Studie statistisch signifikant, aber mit der geringen Anzahl an Ratten wenig überzeugend. Deutlich größere Replikationsstudien müssten folgen. Angesichts der Tatsache, dass keine vollständige Empfängnisverhütung erreicht werden konnte (sondern nur zu etwa 70%) wäre eine solche Studie wohl aber ohnehin als überflüssig anzusehen. Außerdem sind die morphologischen Änderungen der Hoden nach Behandlung, wenn auch anscheinend reversibel, eventuell nicht unkritisch.

Literatur

1) Bajaj VK, Gupta RS. Fertility suppression in male albino rats by administration of methanolic extract of Opuntia dillenii. Andrologia. 2012 May;44 Suppl 1:530-7. Abstract