Komplementäre und
Integrative Medizin
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Das klassische Setting: Die berühmte Fee und der berühmte Wunsch; in unserem Fall bezieht sich der Wunsch auf das Gesundheitssystem. Was wünschen Sie sich?

Dr. Keßler:
Ich wünsche mir eine unbelastete Offenheit für neue Denkansätze. In Bezug auf die Evidenz von schulmedizinischen und komplementärmedizinischen Verfahren wäre eine Abkehr von konventionellen Denkmustern sehr wünschenswert. Ich habe manchmal den Eindruck, es sei egal, ob man gute Studien vorlegt, denn gewürdigt und wahrgenommen werden sie oft trotzdem nicht. Kurzum: Ich wünsche mir gleiche Spielregeln für alle!

 

Während weite Teile der Bevölkerung Homöopathie sehr gerne in Anspruch nehmen, steht die Wissenschaft der Homöopathie tendenziell skeptisch gegenüber. Halten Sie Homöopathie-Forschung für sinnvoll?

Dr. Keßler:
Ich bin kein Homöopath, insofern kann ich natürlich nur sehr eingeschränkt darüber reden. Aber ich habe schon mitbekommen, wie sehr die Homöopathie weltweit wissenschaftlich unter Beschuss geraten ist. Ich halte die Weiterführung der Homöopathie-Forschungsdebatte im aktuellen Stil und zum jetzigen Zeitpunkt für wenig zielführend, da ich die Befürchtung habe, dass dadurch auch andere komplementärmedizinische Verfahren in eine Art Geiselhaft genommen werden könnten.

Foto Professor Andreas Michalsen | © Anja Lehmann
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Schon seit mehreren Tagen fühlen Sie sich schlapp. Sie spüren, ein bisschen fehlt die Energie. Was tun Sie?

Dr. Keßler:
Da denke ich spontan an Schlafhygiene. Der Engelexpress kann auch mal eine Woche lang vor 22 Uhr abfahren … Ich denke aber auch an vegane Ernährung, konsequent eine Woche lang. Und ich denke an den Einstieg in die Mind-Body-Medizin: Wieso nicht mal in der S-Bahn fünf Minuten meditieren, meinetwegen unter Zuhilfenahme des Smartphones und einer entsprechenden Meditations-App?

 

Die deutsche Forschungslandschaft Medizin: Was ist verbesserungswürdig?

Dr. Keßler:
Wir brauchen mehr integrativmedizinische Forschung, die die gesundheitsökonomische Relevanz von beispielsweise Yoga, Meditation, Achtsamkeit oder Fasten untersucht. Bei der Frage, welche Studien wie gemacht werden, ist die Zusammenarbeit von konventionellen und komplementärmedizinischen Einrichtungen sicherlich verbesserungswürdig.

 

Welche drei Attribute beschreiben das optimale Arzt-Patienten-Verhältnis? 

Dr. Keßler:
Empathisch, authentisch, partnerschaftlich

 

Omas bestes Hausmittel war …?

Dr. Keßler:
Hm, das ist nicht so einfach. Ich glaube, gut war ihr Leitspruch: Alles nicht so ernst nehmen …

 

Evidenzbasierte Medizin mit ihrer Forderung nach randomisierten, kontrollierten, doppelblinden Studien und viele Verfahren der Komplementärmedizin stehen ja sozusagen auf dem Kriegsfuß. Haben Sie einen Lösungsvorschlag?

Dr. Keßler:
Ich möchte einen Schritt zurück und stelle die Frage: Kann denn die Schulmedizin diesen Anspruch höchster Evidenzgrade immer erfüllen, Stichwort: chirurgische Intervention und eminenzbasierte Medizin? Deshalb nochmal die Frage: Was ist die Logik hinter den unterschiedlichen Standards für Komplementärmedizin und Schulmedizin?

Starke Stimmen für die Integrative Medizin
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Welche Maßnahme reißt Sie aus dem Stimmungstief?

Dr. Keßler:
Lachen ist die beste Medizin! Ich fordere mich auf zu Freundlichkeit gegenüber meinem unmittelbaren Umfeld, am Arbeitsplatz, in der Familie, überall. Ja, man sollte einfach häufig lachen, auch mal über sich selbst.

 

Kennen Sie eine humorige Anekdote aus dem Ärztestand oder der Medizinwelt?

Dr. Keßler:
Na ja, da habe ich den Klassiker, also die Frage: Wie lange wird es dauern, bis ich wieder gesund sein werde? Mit Arzt etwa sieben Tage, ohne Arzt ungefähr eine Woche.

 

Sind Sie Mitglied von Natur und Medizin und wenn ja, warum?

Dr. Keßler:
Nein, ich bin noch kein Mitglied. Meine »Liebesdienste« an die Carstens-Stiftung bzw. Natur und Medizin waren und sind anderer Art … [So war Dr. Keßler beispielsweise Autor im KVC Verlag, Anmerkung der Redaktion]

 

Lieber Herr. Dr. Keßler, haben Sie vielen Dank für das Interview!

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Dr. med. Christian Keßler

Dr. med. Christian Keßler ist seit 2009 in der Abteilung für Naturheilkunde tätig: Seit 2013 als Oberarzt für Forschungskoordination und Projektmanagement, zuvor bereits als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Naturheilkunde und der Hochschulambulanz für Naturheilkunde.

Christian Keßler forscht am Immanuel Krankenhaus Berlin im Rahmen der Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité-Universitätsmedizin. Er ist Experte für Traditionelle Indische Medizin und Ayurveda sowie studierter Indologe (M.A.).

Er empfindet die Arbeit mit Ayurveda als sehr positiv, weil dieses uralte Heilsystem über die Behandlung von einzelnen Diagnosen und Krankheiten hinausgeht, indem es auf allen Ebenen der Existenz auch ausdrücklich Gesunderhaltung bzw. Gesundwerdung in den Vordergrund stellt. Dadurch ist es wiederum hochmodern und im besten Sinne von Prävention und Gesundheitsförderung für alle sehr effektiv nutzbar.

Ziel seiner Arbeit ist es, die Patienten über die Aktivierung der Selbstheilungskräfte und Selbstfürsorge als therapeutische Partner in ihre eigenen Heilungsprozesse aktiv mit einzubeziehen.

Dr. Keßler empfiehlt folgende Webseiten:
Homepage des Immanuel Krankenhaus Berlin, Naturheilkunde
Homepage der VegMed: Wissenschaftlicher Kongress für Ärzte, Studierende und Gesundheitsberufe mit Schwerpunkt Ernährung