Komplementäre und
Integrative Medizin
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Wiederkehrende Zysten im Eierstock?
Studien kurz und knapp

Wiederkehrende Zysten im Eierstock?

Von Daniela Hacke

Phytotherapie

Lavendel-Ziest als pflanzliche Alternative bei polyzystischem Ovarialsyndrom

Die konventionelle Therapie dieses häufigen Frauenleidens ist meist nebenwirkungsreich. Eine Betonien-Art kann zumindest mit den üblich verabreichten Mitteln mithalten. Weitere Studien sind jedoch nötig.

Das sog. polyzystische Ovarialsyndrom (PZOS) wird von einer Reihe von Symptomen wie z.B. abnormen uterinen Blutungen begleitet. Eine Pflanze aus der Betonien-Familie, der Lavendel-Ziest (Stachys lavandulifolia), kam (und kommt) im Rahmen der iranischen traditionellen Medizin besonders bei Zysten im Eierstock und menstruellen Störungen zum Einsatz. Ob die positiven Erfahrungswerte sich im klinischen Versuch bestätigen lassen, untersuchte nun ein iranisches Forscherteam im Rahmen einer randomisierten Studie.

Per Zufallsprinzip wurden 66 Frauen im gebärfähigen Alter (zwischen 15-45 Jahre alt) auf zwei Gruppen aufgeteilt. Im Gesamtstudienzeitraum von drei Monaten tranken die Probandinnen jeweils von Tag 14 bis 24 während ihres Menstruationszyklusses entweder drei Tassen selbstaufgebrühten Tees aus Lavendel-Ziest pro Tag oder aber nahmen einmal täglich zwei Tabletten eines synthetischen Gestagens (Medroxyprogesteron) ein.

Unter beiden Interventionen konnten die PZOS-spezifischen Symptome gleichermaßen reduziert werden. Die Probandinnen der Lavendel-Ziest-Gruppe profitierten jedoch leicht hinsichtlich einer Absenkung des für dieses Krankheitsbildes so typischen erhöhten Testosteron-Wertes sowie eines statistisch signifikanten Rückgangs abnormer sonographischer Befunde in der Eierstockregion (wie z.B. abnorme uterine Blutungen).

In beiden Gruppen waren unerwünschte Wirkungen zu beobachten, die sich jedoch in der Schwere unterschieden. Während einige der Frauen in der Lavendel-Ziest-Gruppe über Krämpfe und Schwellungen im Bauchraum klagten, litt ein Teil der Frauen in der Gestagen-Gruppe unter Übelkeit und Erbrechen.

Einschätzung:
Diese erste Studie zur Untersuchung der Wirkung des volksmedizinisch verwendeten Lavendel-Ziests bei polyzystischem Ovarialsyndrom kann bestenfalls als Anregung zu detaillierteren Studien dienen. Verschiedene Schwächen wie die fehlende Verblindung und die subjektive und somit nicht verlässliche Messung abnormer Befunde im Eierstockbereich sind hinsichtlich zukünftiger Studien stark verbesserungswürdig. Außerdem ist der Einsatz des im Vergleich zur Standardtherapie teureren und komplizierter herzustellenden pflanzlichen Tees angesichts fehlender Überlegenheit hinsichtlich der Wirkung kaum zu rechtfertigen. Für eine Empfehlung auf der Basis klinischer Evidenz bedarf es somit noch einiges an Forschung.


Jalilian N, Modarresi M, Rezaie M, Ghaderi L, Bozorgmanesh M. Phytotherapeutic management of polycystic ovary syndrome: role of aerial parts of wood betony (Stachys lavandulifolia). Phytother Res 2013; Jan 11. doi: 10.1002/ptr. 4921 [Epub ahead of print] Abstract