Komplementäre und
Integrative Medizin
Zum Hauptinhalt springen Zum Seiten-Footer springen
Integrative Therapien bei Mittelohrentzündung
Studien kurz und knapp

Sanfte Therapie der kindlichen Mittelohrentzündung

Von Daniela Hacke, M.A.

Eine multimodale Therapie auf komplementärmedizinischer Basis kann Antibiotika und Operationen verhindern und Schmerzmittel reduzieren, lautet das Fazit einer aktuellen Studie.

Chronische Otitis media (Mittelohrentzündung) mit seriösem Erguss (COME) sowie adenoide Hypertrophie (vergrößerte Rachenmandeln) stellen verbreitete Krankheitsbilder im Kindesalter dar. Die Mittelohrentzündung verläuft meist äußerst schmerzhaft, ist häufig mit einem eingeschränkten Hörvermögen verbunden und kann bei schwerwiegenden Komplikationen in der Regel nur durch eine antibiotische Therapie oder operative Maßnahmen gelindert werden.

Wissenschaftler stellten sich nun die Frage, welche Ergebnisse ein von ihnen entwickelter integrativer, nichtinvasiv orientierter Behandlungsansatz im Vergleich mit der konventionellen Standardtherapie in der Behandlung der kindlichen chronischen Mittelohrentzündung und adenoiden Hypertrophie erzielt.

Im Rahmen der in einer integrativmedizinischen pädiatrischen Praxis und in einer konventionellen, pädiatrisch-otolaryngologischen Krankenhaus-Fachambulanz durchgeführten Studie durften sich die insgesamt 101 Patienten im Alter von 1-8 Jahren (bzw. deren Eltern) für das integrative oder aber für das konventionelle Therapieangebot entscheiden.

Die konventionelle Standardtherapie bestand aus Zuwarten unter Beobachtung, abschwellenden nasalen Maßnahmen sowie chirurgischen Eingriffen bei nicht eintretenden Besserungen.

Das integrative Therapieangebot war personalisiert und komplex-systematisch konzipiert und setzte sich aus nicht-invasiven Maßnahmen, nicht-allopathischer Medikation, diätetischen Maßnahmen und einer Schulung von Eltern und Kindern zusammen. Im Rahmen der integrativen Therapie, für die sich 46 Patienten entschieden, kamen anthroposophische Präparate wie ein Nasenspray aus Quittenfrucht-Extrakt und Zitrone (wie z.B. Gencydo®-Nasenspray) sowie Berberis/Quarz Globuli, zum Einsatz. Die nicht-invasiven Verfahren beinhalteten unter anderem die Anweisung an die Patienten, zur Unterstützung der Schluck- und Kaufunktion vier bis fünf Mal täglich ein Kaugummi oder aber bissfeste Nahrung für mehrere Minuten lang zu kauen. Außerdem führten die Kinder im Rahmen der integrativen Behandlung Übungen mit Zunge, Gaumen und Kiefer zur Unterstützung der velopharyngealen Muskulatur sowie Übungen zur Erhöhung des Luftdruckes im Nasenrachenraum durch. Weitere Behandlungsmaßnahmen bestanden aus äußerlicher Wärmetherapie (Infrarotlicht oder Wärmehauben) oder systemischen Wärmeanwendungen wie z.B. Fußbäder in Kochsalzlösung mit Ingwer-Zusatz.

Zudem sollten die Kinder im Rahmen der Therapie den Konsum von Milchprodukten stark einschränken. Eltern und Kinder erhielten aufklärende Informationen zum Krankheitsbild sowie praxisrelevante Instruktionen (z.B. zum richtigen Nase putzen).

In der Gruppe, die sich für das integrative Therapiekonzept entschieden hatte, war sowohl eine signifikant niedrigere Anzahl invasiver chirurgischer Eingriffe als auch ein seltenerer Einsatz von Antibiotika zu beobachten. Auch Schmerzmittel und fiebersenkende Arzneimittel mussten in der integrativmedizinisch behandelten Gruppe deutlich weniger eingesetzt werden. Ebenso konnte der temporäre Hörverlust während der Erkrankungsphase reduziert werden.

Allerdings traten die akuten Erkrankungsfälle während der Beobachtungsphase von mindestens 365 bis höchstens 400 Tagen in beiden Gruppen gleichermaßen oft auf.

Einschätzung

Im Vergleich mit den Behandlungsmöglichkeiten der konventionellen Standardtherapie, die unter anderem auf Zuwarten setzt, kann ein integratives Therapiekonzept bei kindlicher chronischer Mittelohrentzündung in dieser Phase laut der vorliegenden Ergebnisse zu einer deutlich verbesserten Situation hinsichtlich der auftretenden Symptome führen, so dass chirurgische Eingriffe und eine Antibiotika-Behandlung mitunter vermieden werden können. Die Wissenschaftler sehen sich somit zu weiteren Untersuchungen unter Einbeziehung anderer nicht-allopathischer Medikationen und Therapien ermutigt. Interessant wäre die Berücksichtigung von Hausmitteln wie beispielsweise Zwiebelsäckchen (im Rahmen eines integrativen Behandlungsplans) in zukünftigen Studien, da sich hier die Studienlage besonders desolat darstellt.

Achtung:

Die Behandlung einer (kindlichen) Mittelohrentzündung sollte stets in Begleitung eines Arztes erfolgen. Je nach Schweregrad potenzieller Komplikationen ist eine antibiotische Behandlung bzw. ein chirurgischer Eingriff zu erwägen.

Literatur

1) Szöke H, Maródi M, Sallay Z, Székely B, Sterner M-G, Hegyi G. Integrative versus conventional therapy of chronic Otitis media with effusion and adenoid hypertrophy in children. A prospective observational study. Forsch Komplementärmed 2016; 23(4): 231-239. Abstract