Komplementäre und
Integrative Medizin
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Die Überlebensrate von Pralinen auf der Krankenstation
Studien kurz und knapp

Die Überlebensrate von Pralinen auf der Krankenstation

Von Daniela Hacke

Wie (schnell) süße Geschenke in den Mündern des Krankenhauspersonals landen

Wissenschaftler fanden heraus, dass der Inhalt von Pralinenschachteln, von Angehörigen in der Krankenstation abgegeben, keine Stunde nach Abgabe überlebt. Pralinen eines bestimmten Herstellers waren beim Pflegepersonal besonders beliebt.

Anmerkung der Redaktion:
Bevor man sich über den ungewöhnlichen Charakter der im Folgenden zusammengefassten Studie wundert: Das BMJ veröffentlicht jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit eine fingierte Studie zum allgemeinen Amüsement der medizinisch interessierten Leserschaft. Auch der diesjährige Beitrag dürfte dem lesenden Publikum ein Schmunzeln in die Mundwinkel zaubern, geht es doch um einen der Hauptakteure der Adventszeit in ungewöhnlichem Kontext: Schokolade.

Schokolade entwickelte sich in gesundheitlicher Hinsicht in letzter Zeit zu einem beliebten Forschungsobjekt. Zuletzt verdichtete sich der  Verdacht, dass der erhöhte Konsum insbesondere von dunkler Schokolade das Risiko für Herzerkrankungen senkt. Besonders in Krankenhäusern ist laut der Autoren ein zunehmender Verzehr von Schokolade, besonders in Form mundgerechter Pralinen, zu beobachten. Meist handelt es sich um von den Angehörigen der Patienten für ebendiese mitgebrachte Pralinen-Schachteln, die beim Pflegepersonal der jeweiligen Krankenstation abgegeben werden.

Im Rahmen einer explorativen Studie untersuchten Wissenschaftler nun das Muster des Pralinenkonsums auf den Krankenabteilungen von Krankenhäusern. Bisher sei laut Aussage der Autoren ein Mangel an wissenschaftlicher Literatur zu diesem Thema zu beklagen. So fühlten sich die Wissenschaftler bemüßigt, sich dieses bis dato vernachlässigten Untersuchungsgegenstands anzunehmen.

Auf vier Krankenstationen an drei Krankenhäusern in Großbritannien wurden Pralinenschachteln der beiden am meisten von Angehörigen verschenkten Sorten (Quality Street eines Schweizer Herstellers und Roses aus britischer Produktion) platziert. Insgesamt wurden 258 Pralinen auf jeder Station hinterlassen. Die Anzahl der in die Studie einbezogenen Pralinen wurde mittels eines vorab definierten mathematischen Musters ermittelt. Die Pralinenschachteln standen unter ständiger (heimlicher) Beobachtung. Jedes Mal, wenn eine Praline entnommen wurde, wurde die Zeit von einem versteckten Beobachter notiert. Hauptziel der Studie war die mittlere Überlebenszeit einer Praline, als Nebenziel wählten die Wissenschaftler die mittlere Zeit, die verstrich, bevor die Pralinenschachtel geöffnet wurde.

Fast Dreiviertel aller Pralinen wurden von den Mitarbeitern der Krankenstationen vertilgt. Die Überlebenszeit der Pralinen betrug im Mittel 51 Minuten, der mittlere Wert für die Zeit, die von der Platzierung bis zur Öffnung der Pralinenschachteln verstrich, lag bei 12 Minuten. Die Tatsache, dass der süße Inhalt der Quality Street-Schachteln länger "überlebte" als die Roses-Pralinen belegt die etwas stärkere Vorliebe des Pflegepersonals für die britische Pralinensorte. Die meisten Pralinen, nämlich 28 %, wurden von Gesundheitsassistent(inn)en und Krankenpfleger(inne)n verputzt, an dritter Stelle der Pralinennascher stehen die Ärzte mit 15 %.

Einschätzung:
Die Studie glänzt mit einer guten Fallzahlberechnung und durch das Multicenter-Design. Wegen ihres explorativen Charakters weist sie jedoch eine geringe Stichprobengröße (trotz hoher Aussagekraft) auf. Auch wurden hier nur zwei Pralinensorten miteinander verglichen. Unglücklicherweise wurde die Studie ausgerechnet zur Ramadan-Zeit durchgeführt, was zu einer Ergebnisverzerrung geführt haben könnte, da doch vereinzelte Krankenhausangestellte sich gezwungen sahen, wegen ihrer religiösen Ausrichtung auf den Genuss der Pralinen zu verzichten.

Da die Studie im August durchgeführt wurde, ergibt sich die Frage, ob das Ergebnis anders ausgefallen wäre, hätte man sie im Dezember (Vorweihnachtszeit) oder Januar (Tendenz zu Diäten) abgehalten. Zukünftige Studien mit angemessener Stichprobengröße könnten noch weiter gehen und die Vorlieben für eine bestimmte Geschmacksrichtung (z.B. Mokkacreme, Champagnertrüffel etc.) ermitteln.

Insgesamt kann man folgern, dass eine exponenziell abfallende Kurve beim Pralinenverzehr in diesem Setting zu beobachten ist, an deren Anfang eine relativ kurze Phase des intensiven Zugreifens ("Grabbing") steht.

Die Wissenschaftler resümieren auf der Basis der sehr kurzen Überlebenszeit eines Pralinenschachtelinhalts, dass die Anzahl der von den Angehörigen beim Krankenhauspersonal abgegebenen Pralinenschachteln erhöht werden sollte. Außerdem sollte gegen die Tendenz einzelner Pralinenhersteller angegangen werden, die Größe der Pralinenschachteln zu verkleinern.


Gajendragadkar PR, Moualed DJ, Nicholson PLR, Adjei FD, Cakebrad HE, Duehmke RM, Martin CA. The survival time of chocolates on hospital wards: covert observational study. BMJ 2013; 347: f7198, doi:10.1136/bmj.f7198 Abstract