Komplementäre und
Integrative Medizin
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Grundlagenforschung Homöopathie
Studien kurz und knapp

Der Weg der Homöopathie

Von Jürgen Clausen

Homöopathie

Nachgezeichnet anhand der Grundlagenforschung

Wann wurden die ersten Grundlagenforschungsexperimente zur Homöopathie in den einzelnen Ländern veröffentlicht? Wie hoch ist die Anzahl der Veröffentlichungen seit 1810?

Bücher wie die "Weltgeschichte der Homöopathie – Länder – Schulen – Heilkundige" (1) haben die zeitliche und räumliche Verbreitung der Homöopathie beschrieben. Die ersten praktizierenden Ärzte, die ersten Veröffentlichungen auf Konferenzen und die ersten Seminare, in denen Homöopathie gelehrt worden ist, haben dabei als Datenbasis gedient. Die Geschichte zur Homöopathie wurde jetzt erweitert durch eine neue Veröffentlichung der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, in welcher der Weg der Homöopathie anhand der Grundlagenforschung zur Homöopathie nachgezeichnet worden ist (2). Die Datenbank HomBRex wurde daraufhin untersucht, wann die ersten Grundlagenforschungsexperimente zur Homöopathie in den einzelnen Ländern veröffentlicht worden sind und wie hoch die Anzahl der Veröffentlichungen seit 1810 war bzw. wie viele Veröffentlichungen seitdem pro Dekade erschienen sind.

Die neuen Ergebnisse wurden den bisherigen gegenübergestellt und analysiert. So ergab sich, dass in denjenigen Ländern, in denen die Homöopathie als erstes Fuß fassen konnte (Deutschland, Österreich-Ungarn [1816] und Frankreich [1819]), (erwartungsgemäß) auch die ersten Experimente zur Grundlagenforschung durchgeführt worden sind (1832, 1842 und 1902). Bemerkenswert ist auch, dass bereits 1821 die Homöopathie in Dänemark bekannt gewesen ist, es aber bis zum Jahre 2012 gedauert hat, bis dort die ersten Experimente zur Grundlagenforschung durchgeführt worden sind.

Außerdem zeichnet sich derzeit ein Wandel in der Grundlagenforschung zur Homöopathie ab: Bis Mitte der 90er Jahre stammten die meisten Veröffentlichungen aus Frankreich (n = 237), wie auch, über den gesamten Zeitraum bis Juli 2013 betrachtet, die meisten Publikationen aus Frankreich stammten (n = 267). Inzwischen ist Frankreich bei den Neuveröffentlichungen aber weit überholt worden; allen voran von Brasilien, gefolgt von Indien und Deutschland.

Der Anstieg an Experimenten zur Grundlagenforschung zur Homöopathie in Brasilien seit dem Jahre 2004 ist dramatisch: Mehr als 160 Publikationen wurden seitdem veröffentlicht, während im selben Zeitraum die Zahl der Veröffentlichungen in Frankreich auf 16 gesunken ist. Der deutliche Abfall der Forschungsaktivität in Frankreich hängt möglicherweise mit der aufsehenerregenden Veröffentlichung von Dr. Jacques Benveniste und der anschließenden Demontage zusammen (3). Dr. Benveniste hat in Laborexperimenten die Veränderung weißer Blutkörperchen nach Einsatz von homöopathischen Hochpotenzen untersucht und die Ergebnisse 1988 in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht. Das Aus für Benveniste und Kollegen kam dann, als es in verschiedenen Wiederholungsversuchen zwischen 1988 und 1992 nicht gelang, die Ergebnisse zu reproduzieren (4-7).

In Indien ist seit Mitte der 70er Jahre eine rege Aktivität in der Grundlagenforschung zur Homöopathie zu beobachten. Insgesamt sind bisher ungefähr gleich viele Publikationen in Indien wie in Deutschland erschienen (rund 250). Allerdings ist der Ausstoß an Publikationen aus Deutschland in den letzten zehn Jahren deutlich abgefallen (n = 26), während er gleichzeitig in Indien gestiegen ist (n = 97).


M. Dinges (1996) Weltgeschichte Der Homöopathie - Länder - Schulen - Heilkundige, C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München, Germany.

J. Clausen, R. Van Wijk, and H. Albrecht (2014) Geographical and temporal distribution of basic research experiments in homeopathy. Homeopathy 103(3), pp. 193-197. Abstract

E. Davenas, F. Beauvais, J. Amara, M. Oberbaum, B. Robinzon, A. Miadonna, A. Tedeschi, B. Pomeranz, P. Fortner, P. Belon, J. Sainte-Laudy, B. Poitevin, and J. Benveniste (1988) Human basophil de-granulation triggered by very dilute antiserum against human IgE. Nature 333(6176), pp. 816-818. Abstract

S. J. Hirst, N. A. Hayes, J. Burridge, F. L. Pearce, and J. C. Foreman (1993) Human basophil degranulation is not triggered by very dilute antiserum against human IgE. Nature 366(6455), pp. 525-527. Abstract

J. Maddox (1988) Waves caused by extreme dilution. Nature 335(6193), pp. 760-763. Abstract

J. Maddox, J. Randi, and W. W. Stewart (1988) "High-dilution" experiments a delusion. Nature 334(6180), pp. 287-291. Abstract

J. H. Ovelgonne, A. W. Bol, W. C. Hop, and Wijk R. van (1992) Mechanical agitation of very dilute antiserum against IgE has no effect on basophil staining properties. Experientia 48(5), pp. 504-508. Abstract